Der Tag zeigte sich von seiner besten Seite und die Sonne schien, als Altonas erste weibliche Bezirksamtsleitung Dr. Liane Melzer am 29. August feierlich in den Ruhestand verabschiedet wurde. Mit viel Laudatio, vielen Blumen und einer Entlassungsurkunde, die ihr von Finanzsenator Dr. Andreas Dressel überreicht wurde.
Erfolgreiche Amtszeit
Viel ist in den Wochen zuvor über Genossin Melzer geschrieben worden, so in der Welt oder auch im Hamburger Abendblatt. Mit Journalist*innen führte die promovierte Juristin Hintergrundgespräche. Über ihre sechsjährige Amtszeit, über Anfänge, Abschiede, Großprojekte wie den A7-Deckel oder die Science City Bahrenfeld, die sie nicht mehr in ihrer Amtszeit zu Ende begleiten kann. Oder Diskussionen wie Elbe-Radweg, das Wildgehege Klövensteen und, brandheiß, der Modellversuch für ein autofreies Ottensen. Alles wichtige Themen – nur eines ist dabei nicht wirklich hervorgekommen: Der Mensch Liane Melzer – und was sie uns mit auf den Weg geben möchte.
Weibliche Vorbilder
Die ehemalige Rechtsanwältin, stellvertretende Leitung des Senatsamts für Gleichstellung in Hamburg, und Senatorin für Jugend und Soziales, Gesundheit, Schule und Sport, Kultur in Rostock (2008-2013), wurde 1952 in Aschaffenburg geboren. Der Wunsch, Jura zu studieren, wurde ihr in die Wiege gelegt: „Töchter orientieren sich oftmals am Beruf der Mutter“, sagt Liane Melzer, deren Mutter bereits Rechtswissenschaften studiert hatte. Bis zum ersten Staatsexamen. Danach wurde geheiratet, drei Kinder kamen und die Mutter blieb zu Hause. Dennoch war es in der Familie Melzer selbstverständlich, dass auch Mädchen eine gute Ausbildung bekommen. Bereits die Großmutter mütterlicherseits war als Lehrerin fundiert ausgebildet. – Und das zu einer Zeit, in der es kein pädagogisches Hochschulstudium für Frauen gab. „Ich bin somit in der dritten Generation“, sagt Melzer lachend, die sich sehr bewusst über die ungewöhnlichen Lebensläufe von Mutter und Großmutter ist, die für sie ein Vorbild waren. Weibliche Vorbilder, die sie in ihrer beruflichen Karriere interpretiert und weiterentwickelt hat.
Stolze Quotenfrau
Dennoch empfindet Liane ihre berufliche Karriere als Privileg. „In meiner Zeit war es Dank Willy Brandt für Frauen selbstverständlich zu studieren“, sagt Liane Melzer. Und beruflich Karriere zu machen. Auch Mithilfe der Quote, die am 30. August 1988 nach jahrelangen Kämpfen eingeführt wurde. Genossin Melzer, die seit 50 Jahren SPD-Mitglied ist, hat davon profitiert und weiß das Thema „Quote“ entsprechend zu schätzen. Ihr Ratschlag für die Partei: „Es muss selbstverständlicher werden, dass Frauen jede Position erreichen können. In meiner politischen Arbeit bin ich oftmals eine Quotenfrau gewesen, und ich bin stolz darauf.“
"Kriterium Frau"
Auch, wenn es in Rostock, wo Liane Melzer Senatorin wurde, eine andere Situation war, hätte es in ihrem Leben immer eine Rolle gespielt, dass sie eine Frau war – und zur Verfügung stand. „Es gibt Frauen, die das von sich weisen, die nur allein über ihre Qualifikation Karriere machen wollen. Aber ich denke, jeder, der um berufliche Zusammenhänge weiß, weiß auch wie zufällig Entscheidungen gefällt werden. In der Politik, in unserer Partei, werden Personen, beispielsweise, nach Standorten ausgesucht. Das sagt erstmal gar nichts über eine Qualifikation aus. Von daher halte ich es für wichtig, dass das „Kriterium Frau“ immer berücksichtigt wird“, so Melzers Standpunkt.
Frauen sind ohne Quote leer ausgegangen
Dabei kann sich Liane noch immer gut daran erinnern, wie es sich vor Einführung der Quote lebte: „In den Distrikten haben die Genossen immer den Genossinnen gesagt, dass sie für sie sorgen würden, wenn es zu Wahlen kommt. Doch wann immer Vorstandswahlen waren, haben die Männer zugesehen, sämtliche Positionen zu besetzen – und wir Frauen sind leer ausgegangen.“
Die SPD macht vieles sehr gut
Ratschlag Nummer zwei betrifft die Außendarstellung der Partei: „Wir machen vieles sehr gut. Ich finde aber, dass die SPD ihre Erfolge noch stärker unterstreichen und nach Außen kommunizieren könnte. In Altona werden zurzeit tolle Schulen gebaut, z.B. die Geschwister-Scholl-Stadtteilschule und die Stadtteilschule Lurup.“ Ein hervorragendes Schulbeispiel sei der Neubau der Geschwister-Scholl-Stadtteilschule, die hamburgweit mit einem neuen Raum- und Lehrkonzept neue Maßstäbe setzen soll. Hierauf ist nicht nur Schulsenator Ties Rabe stolz, sondern auch Dr. Liane Melzer.
Starke Leistungen der SPD Hamburg
Ob Aufhebung der Studiengebühren oder kostenlose Kita – beides seien Themen, die laut Melzer noch besser vermarktet werden können. Nämlich als starke Leistung der SPD Hamburg. Beim Wohnungsbau würde der SPD das schon gut gelingen.
Auch, wenn Liane Melzer seit dem 1. September 2019 im Ruhestand ist, wird sie uns erhalten bleiben. Als Top-Politikerin sowie als Beraterin im Ehrenamt. Und immer als ein politisches und menschliches Vorbild.
Danke Liane.