Der ehemalige Erste Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, Dr. Henning Voscherau, ist in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch im Alter von 75 Jahren zu Hause in Hamburg im Kreise seiner Familie verstorben.
Ab sofort liegt im Kurt-Schumacher-Haus der SPD Hamburg (Kurt-Schumacher-Allee 10) ein Kondolenzbuch aus. Kommen Sie gern während der Bürozeiten (Mo-Fr 9-17 Uhr) vorbei, um sich einzutragen.
Ein weiteres Kondolenzbuch liegt ab heute Nachmittag im Hamburger Rathaus aus. Das Kondolenzbuch wird in der Regel für eine Woche ausgelegt. Die Rathausdiele ist montags bis freitags von 9 bis 19 Uhr zugänglich.
Sowohl hamburg.de als auch der NDR haben zudem Online-Kondolenzbücher eingerichtet.
Olaf Scholz: "Ein starker Bürgermeister in bewegten Zeiten"
Der Erste Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg und Landesvorsitzende der SPD Hamburg Olaf Scholz:
"Henning Voscherau war ein starker Bürgermeister in bewegten Zeiten. Er hat seine politischen Ämter mit Format und Substanz ausgefüllt. Hamburgerinnen und Hamburger unterschiedlichster Herkunft und Prägung schätzten ihn und vertrauten ihm. Er hat die Stadt nach innen verbunden und nach außen glänzend vertreten. In seiner politischen Persönlichkeit verbanden sich viele Qualitäten. Er war ein ernsthafter Stadtmanager und sorgender Landesvater, Wertkonservativer und Sozialdemokrat, charmanter Gastgeber und ideenreicher, geschliffen formulierender Intellektueller. „Als Großstadtbürgermeister braucht man Fleiß, Härte und Präzision“, so hat es Henning Voscherau zusammengefasst. Sein Verständnis von Politik war geprägt von tiefer Verantwortung, klarer Konsequenz und sachlichem Ernst. Einen „spielerischen Umgang mit den vitalen Funktionen der Stadt“, so seine mehrfach gebrauchte Warnung, würde er niemals zulassen.
Auf bundespolitischer Ebene war ihm die Stärkung des Föderalismus ein Herzensanliegen, mit dem er als Bundesratspräsident in der herausfordernden Zeit des neu zusammenwachsenden Deutschlands theoretisch wie praktisch Zeichen setzen konnte.
Er war jemand, der neue Situationen schnell erfasste und darin Orientierung gab. So erkannte Henning Voscherau schon früh, dass der Mauerfall und seine Folgen, die nun mögliche deutsche Wiedervereinigung und das Zusammenwachsen Europas, auch das Schicksal der Freien und Hansestadt stark beeinflussen würden. Er hat die neuen Chancen für Handel und Wandel erkannt und entschlossen zugepackt, um sie zum Wohle der Stadt zu nutzen. Dass Hamburg unter den harten Wettbewerbsbedingungen einer globalisierten Weltwirtschaft erfolgreich ist, hat auch viel damit zu tun, dass Henning Voscherau durch die Erweiterung der Verkehrs- und überhaupt Infrastruktur beherzt, gegen manche Widerstände, die Voraussetzungen dafür schuf. Nicht zuletzt hat Hamburg ihm die städtebaulich bahnbrechende Vision der Hafencity zu verdanken, die er selbst entwickelt und auf den Weg gebracht hat.
Henning Voscheraus Politik war nie wechselnden Moden angepasst, aber immer für Veränderungen offen, also modern. Dass die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt ihm vertrauten, lag auch daran, dass Hamburg stets sein erstes und wichtigstes Anliegen war. Er verbrachte sein ganzes Leben in unserer Stadt und stellte sein ganzes politisches Wirken in ihren Dienst. Die ersten Geräusche in seinem Leben, an die er sich erinnern konnte, waren das anschwellende Motorengedröhn der Bomberflotten über Hamburg im Zweiten Weltkrieg. Ein ganzes Menschenleben später konnte er auf eine weltoffene, kosmopolitische Stadt blicken, die seit Jahrzehnten wieder in Frieden und Wohlstand erblüht und mit Selbstvertrauen in die Zukunft schaut. Er hat einen großen Beitrag dazu geleistet. Die Freie und Hansestadt Hamburg wird seiner allzeit in Dankbarkeit und Zuneigung gedenken."
Andreas Dressel: "Wir trauern um einen vorbildlichen Hanseaten"
Der Vorsitzende der SPD-Bürgerschaftsfraktion Dr. Andreas Dressel:
"Die SPD Fraktion trauert um einen vorbildlichen Hanseaten. Und ich bin persönlich sehr, sehr traurig. Wir trauern um einen großen Bürgermeister. Wir verneigen uns vor einem ehemaligen Fraktionsvorsitzenden. Er hat die Stadt, die Partei und die Fraktion über viele Jahre entscheidend geprägt. Wir alle haben ihm unendlich viel zu verdanken. Seine Geradlinigkeit und seine Haltung werden uns ewig Vorbild bleiben. In vielem in unserer Stadt wird er weiterleben - insbesondere im neuen Stadtteil der HafenCity, den er mit großer Weitsicht vorbereitet hat. Und seine bekannte Mahnung "kein spielerischer Umgang mit den Grundfunktionen der Stadt" wird auch künftige Politikergenerationen immer wieder an den richtigen Kurs für unsere Stadt erinnern. Auch nach seiner Zeit als Bürgermeister hat er sich als 'Elder Statesman' für die Belange seines geliebten Hamburgs engagiert. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie."
Sigmar Gabriel: "Besonnener Streiter für sozialen Ausgleich"
Der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands und Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland Sigmar Gabriel:
"Die gesamte Sozialdemokratie und ich persönlich trauern um Henning Voscherau. Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands hat einen besonnenen Streiter für sozialen Ausgleich und Hamburg einen ehemaligen Bürgermeister verloren, der ganz und gar für seine Stadt gelebt hat. Ausgerechnet nach seinem 75. Geburtstag ist mit Henning ein ganz großer sozialdemokratischer Hanseat von uns gegangen. Er hat sein politisches Wirken seiner Heimatstadt gewidmet, seine Tugenden, sein Fleiß und seine auf das Detail bedachte Arbeitsweise haben zum heutigen Wohlstand und der Modernität Hamburgs entscheidend beigetragen.
In zwölf Jahren an der Fraktionsspitze und fast zehn Jahren als Erster Bürgermeister hat Henning Voscherau die Stadt Hamburg geprägt wie kaum ein anderer. Große Projekte wie die HafenCity oder die Hafenerweiterung in Altenwerder werden immer mit seinem Namen verbunden bleiben. Die Hamburger werden „ihren“ Henning Voscherau als bedeutenden Bürgermeister im Herzen lebendig erhalten. Auch nach seiner Amtszeit hat er engagiert und mit Überzeugung als aktiver, hörbarer Sozialdemokrat debattiert und gestritten. Sei es als Mitglied des Parteivorstandes oder mit großem Verhandlungsgeschick als Schlichter oder zuletzt als Vorsitzender der Mindestlohnkommission – Henning Voscheraus Einsatz galt immer dem Gemeinwohl.
Die Sozialdemokratie, seine Heimatstadt und ganz Deutschland haben Henning Voscherau viel zu verdanken. Wir werden ihn als eine wichtige Stimme der Sozialdemokratie und als treuen Mitstreiter vermissen und sein Andenken in Ehren halten."